Goalball

Der Star ist die Mannschaft

Die Zuschauer werden gebeten, während des Spiels absolut leise zu sein. Die beiden Mannschaften, je drei Spieler, stehen sich hochkonzentriert und angespannt bis in die Haarspitzen gegenüber. Das Spielfeld - 9 x 18 m - ist in Drittel unterteilt. Die 1.30 Meter hohen Tore nehmen die Grundlinien in ihrer gesamten Breite ein. Die Spieler einer Mannschaft stehen gestaffelt und bilden ein Dreieck. Der Center in der Mittelposition steht vor den beiden Außenspielern. Alle Spieler tragen Augenbinden, um Chancengleichheit herzustellen. Ellbogen- und Knieschützer schützen vor möglichen Verletzungen.

Wer nichts sieht, muss hören und fühlen.

Der Mannschaftsraum unmittelbar vor dem Tor ist mit taktilen Linien markiert. Der 1250 g-schwere basketballgroße Ball ist mit Glöckchen präpariert. Damit die Spieler den Ball hören, die Richtung und Geschwindigkeit einschätzen können, muß er als Aufsetzer geworfen werden. 
Das Spiel wird angepfiffen. Ein Flügelspieler, sie sind die starken Werfer, wirft den Ball so, dass er in der eigenen und in der mittleren Zone aufsetzt. Die gegnerische Mannschaft erwartet den Wurf, wobei der Center der Chef der Abwehr ist und diese zusammenhält.

Die Anspannung in der Halle ist spürbar, fast greifbar. Sie entlädt sich, wenn ein Tor fällt oder das Spiel unterbrochen wird; dann kann die eigene Mannschaft angefeuert werden. 

Goalball zählt neben Torball zu den traditionellen Ballspielen von Blinden und Sehbehinderten. Goalball ist ein Turniersport. Es finden regelmäßig Einladungs- und Meisterschaftsturniere statt. Die deutsche Goalball-Nationalmannschaft wurde 1990 im kanadischen Calgary Weltmeister. Bei den Paralympics 1996 in Atlanta und 2000 in Sydney belegten sie jeweils den 7. Platz. 

Innerhalb des Behindertensports gilt Goalball als eine eher unbekannte und exotische Sportart. Anders als beispielsweise beim Sitzvolleyball oder beim Rollstuhlbasketball gibt es für das Goalball-Spiel nämlich keine Entsprechung im Sport der Nichtbehinderten.
Goalball ist fester Bestandteil bei den paralympischen Spielen und zählt zu den beliebtesten Wettkämpfen bei den Zuschauern.

In den letzten Jahren wurde Goalball immer athletischer und schneller. Die Spitzenmannschaften beherrschen, je nach Spielstand, verschiedene taktische Konzepte und haben ihre jeweiligen Spezialisten. 

In Deutschland wird Goalball nur von wenigen Blinden und Sehbehinderten gespielt. Bedauerlich, angesichts des Stellenwertes, den Goalball als paralympische Disziplin international einnimmt. 
Wünschenswert wäre, wenn sich mehr blinde und sehbehinderte Sportler, die sich für einen Mannschaftssport begeistern, Goalball einfach mal ausprobieren und vielleicht dazu beitragen, dass 2004 Deutschland an alte Erfolge wieder anknüpfen kann. 

Klaus Meyer