Tipps für den Alltag

Die einfachsten Handgriffe fallen schwer, wenn das Sehvermögen sich plötzlich stark verschlechtert oder gar verloren geht. Die Organisation des gesamten Tagesablaufs bereitet größte Schwierigkeiten. Fast nichts kann mehr so gemacht werden wie früher: spontan, schnell, ohne nachzudenken. Die kleinsten Verrichtungen können zum Problem werden.

Eine Tasse Kaffee eingießen

Vielleicht sollten Sie das Eingießen erst einmal über der Spüle üben, bis Sie wieder sicherer geworden sind. Dazu Tasse an den Rand des Abflussbretts (später an den Tischrand) stellen, Gießtülle an den Tassenrand bringen und vorsichtig mit dem Gießen beginnen. Sie können einen Finger an den Tassenrand (innen) halten, um zu merken, wenn es heiß wird.

Küchengeräte bedienen

Wenn Sie die Einstellungen an Ihrem Herd, Ihrer Waschmaschine, etc. nicht mehr richtig erkennen können, hilft manchmal ein roter fühlbarer Klebepunkt, den Sie sich von Helfern an die richtigen Stellen anbringen lassen. Sie wissen dann, wie weit Sie den Schalter drehen müssen. Klebepunkte erhalten Sie im Hilfsmittelversand oder beim Blindenbund.

Heiße Herdplatten

Nach dem Benutzen ist die Platte Elektroherdes noch eine Weile heiß: stellen Sie einen gefüllten Wasserkessel drauf, um nicht versehentlich dranzukommen. Beim Kochen mit Hilfe eines Kochlöffels den Standort des Topfes erfühlen.

Mit Genuss essen

Stellen sie sich den Teller als Zifferblatt vor und legen Sie die Speisen immer auf die gleichen „Zeiten“. Fleisch z.B. sollte immer auf 6 Uhr liegen, weil man es da am besten schneiden kann.
Scheuen Sie sich nicht, auch mal die Finger zu nehmen, um kurz zu fühlen, wo etwas ist. Schieben Sie sich das Essen mit Messer und Gabel immer wieder von beiden Seiten zur Mitte hin zusammen. Essen Sie weiche Torten immer mit Teelöffel und Kuchengabel. Bringen Sie, wenn Sie noch ein Restsehvermögen haben, beim Esstisch eine zusätzliche Beleuchtung an, am besten mit einem Dimmer-Schalter, mit dem Sie stufenlos die gewünschte Lichtstärke einstellen können. 
Nutzen Sie Farbkontraste aus: dunkle Lebensmittel auf helle Teller, den Teller wiederum auf ein dunkles Set.

Speisen würzen

Benutzen Sie keine Gewürzstreuer mehr! Füllen Sie Ihre Gewürze statt dessen in flache Schraubgläschen, die eine weite Öffnung haben, damit Sie sich zwischen Daumen und Zeigefinger die entsprechenden „Prisen“ herausgreifen können. 

Telefonieren

Es gibt spezielle Telefone für Blinde und Sehbehinderte zu kaufen mit extra großen und gut leserlichen Tasten, in die auch etliche Nummern – die wichtigsten - eingespeichert werden können: z. B. bei Telekom, in einem Senio Laden, beim Blindenbund, im Versandhandel.

Eine Unterschrift leisten

Man kann sich eine Schablone anfertigen lassen oder kaufen, die der Begleiter an die Stelle legt, wo unterschrieben werden soll. Innerhalb des vorgegebenen Ausschnitts kann die Unterschrift geleistet werden.

Mit Bargeld zahlen

Die €-Münzen sind an ihren verschieden gestalteten Rändern gut zu unterscheiden, die Scheine für Sehbehinderte durch die kräftigen Farben und großen Ziffern. Für Blinde gibt es für die Banknoten eine Euro-Test-Schablone – sie ist beim Blindenbund kostenlos zu erhalten.
Die Münzen kann man zu Hause in Münzboxen einsortieren, Scheine in Geldbörsen mit extra vielen Fächern vorordnen – eventuell verschieden gefaltet.
Beides gibt es in Fachgeschäften, im Versandhandel oder beim Blinden- und Sehbehindertenbund in Hessen.

Fingernägel pflegen

Es gibt von der Firma „NU-Nale“ eine Nagelfeile, die sich gut für Sehgeschädigte eignet: die Feile befindet sich in einer Falz, sodass man nicht abrutscht. Man bekommt sie in Drogerien.

Wissen, wie spät es ist

Es gibt Armbanduhren mit sehr klarem, leserlichem Zifferblatt, so genannte kleine „Bahnhofsuhren“. Wenn diese auch nicht mehr nützen, muss man auf „sprechende Uhren“ zurückgreifen, die auf Knopfdruck die Zeit ansagen. Sie sind als Wecker, Armbanduhren oder Schlüsselanhänger zu haben. In Geschäften, im einschlägigen Versandhandel und beim Blindenbund zu erwerben.

Mal schnell was nachschauen

Geht leider nicht mehr. Es wird mühsamer und langwieriger, bis Sie etwas entziffern können. Gehen Sie zu einem guten Optiker, der etwas von „Low Vision“ versteht oder zu einer Sehrestberatungstelle in Ihrer Nähe (Marburg, Gießen, Hanau). Dort bekommen Sie Lupen und Geräte gezeigt, die Ihnen eventuell noch etwas nützen können. Z.B. ein Bildschirmlesegerät, das auf einem Monitor alles, was Sie unter das Gerät halten bis zu 35-fach vergrößert. Sie bekommen es von Ihrer Krankenkasse finanziert.

Bücher lesen

Wenn das Lesen längerer Texte zu anstrengend wird oder gar nicht mehr geht, muss man sich aufs Hören verlegen. Dazu ist es notwendig, dass man einen – möglichst einfachen – Kassettenrekorder (oder CD-Player) bedienen kann und sich Hörbücher auf Kassetten in einer Blindenhörbücherei kostenlos ausleiht. Hörbücher gibt es natürlich auch in jeder Buchhandlung zu kaufen, meist von erstklassigen Sprechern oder den Autoren selbst aufgelesen.

Mehr Licht

Es ermöglicht Ihnen, den noch vorhandenen Sehrest so gut wie möglich auszunutzen.
Blendfreie Kaltlichtleuchten, verstellbar, möglichst mit Dimmer sollten überall dort stehen, wo Sie etwas tun wollen oder müssen. Lassen Sie sich in einem Fachgeschäft oder bei einem Optiker beraten.